Welche Anforderungen stellt das Barrierefreiheitsgesetz?
So gelingt verständliche Kommunikation: BFSG 2025
Barrierefreie Sprache gemäß BFSG – was du jetzt wissen musst
Ab 2025 gelten mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) klare Vorgaben für barrierefreie Kommunikation im Netz. Ob Website, App oder Online-Shop – digitale Angebote müssen so gestaltet sein, dass sie für alle Nutzergruppen verständlich sind. Was bedeutet das konkret für Texte? Und wie macht man Inhalte wirklich zugänglich?
Unser Beitrag zeigt, worauf es jetzt ankommt – mit Praxis-Tipps von Regina Steiner, Datenschutzexpertin bei wlp.
Das BFSG verlangt, dass wichtige Informationen über die Funktionsweise einer Dienstleistung verständlich und klar formuliert sein müssen .
Regina Steiner erklärt dazu: „Verständliche Sprache heißt: Eine echte Einfachheit im Ausdruck, logische Struktur und klare Begriffswahl – damit alle Menschen Inhalte mühelos erfassen können.“
Kernanforderungen im Überblick
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Klare Sprache: Gesetzestext, Authentifizierung, Zahlungsinfos müssen auf dem Sprachniveau B2 formuliert sein. Niedrigere Niveaus wie A2 sind optional, aber empfohlen
- Zielgruppengerecht: Die Sprache soll so einfach und logisch sein, dass auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sie ohne Probleme verstehen können
- WCAG-Konformität: Die Inhalte müssen grundsätzlich nach WCAG A/AA funktionieren
Der Begriff "Verständlichkeit" ist ein Kernkonzept im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSGV), obwohl er dort nicht explizit definiert wird. Um seine Bedeutung zu erschließen, können wir uns an den drei weiteren Anforderungen orientieren, die das Gesetz in diesem Zusammenhang nennt: wahrnehmbar, bedienbar und robust.
Die vier Begriffe – wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust – bilden zusammen die "Four Principles of Accessibility". Sie sind das grundlegende Gerüst für den internationalen Standard der digitalen Barrierefreiheit: die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG).
Die WCAG listen 78 spezifische Erfolgskriterien auf, die jeweils einem dieser vier Prinzipien zugeordnet sind. Bezüglich der Verständlichkeit umfassen diese Kriterien detaillierte Vorgaben zu Aspekten wie Mehrsprachigkeit, klarer Beschriftung von Inhalten und effizienter Fehlererkennung. Das bedeutet, eine verständliche Gestaltung sorgt dafür, dass Informationen und Funktionen für alle Nutzer, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen, klar und nachvollziehbar sind.
„Viele denken, einfache Sprache sei banal – dabei ist sie Präzisionsarbeit“, so Steiner.
Einfache vs. Leichte Sprache – wo liegt der Unterschied?
Das BFSG schreibt keine Leichte Sprache vor, sondern verlangt vorrangig eine verständliche Sprache. Die Entscheidung, zusätzlich Leichte oder Einfache Sprache einzusetzen, bleibt freiwillig, aber wird ausdrücklich empfohlen .
Vorher (nicht barrierefrei, schwer verständlich):
Bitte beachten Sie, dass eine Aktivierung Ihres Benutzerkontos ausschließlich durch die abschließende Verifizierung mittels des zugesandten Authentifizierungscodes erfolgen kann.
Nachher (barrierefrei, verständlich formuliert):
Um Ihr Benutzerkonto zu aktivieren, geben Sie bitte den Code ein, den wir Ihnen geschickt haben.
Wie gestaltest du barrierefreie Texte?
- Aktive Sprache statt Nominalstil
- Kurze Sätze, einfache Struktur
- Alltagsbegriffe statt Fachwörter („Authentifizierungscode“)
- Klarer Bezug zum Nutzer („Sie“ statt Passivkonstruktionen)
Wie setzt du die Anforderungen konkret um?
- Zielgruppe analysieren: Wer nutzt deine Dienste? Welche Barrieren sollen abgebaut werden?
- Textlevel anpassen: Schreibe auf Niveau B2 oder darunter, verwende kurze, aktive Sätze.
- Strukturiert erklären: Inhalte logisch gliedern: Was? Warum? Wie?
- WCAG‑A/AA beachten: Nutze semantische Überschriften, gut erkennbare Links und Fehlermeldungen
- Echtes Nutzerfeedback einbauen: Lass deine Seiten von Betroffenen testen – das Feedback ist Gold wert.
Die Umsetzung des BFSG bedeutet nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch echten Mehrwert: Durch klare, zugängliche Sprache erreichst du mehr Nutzer — und stärkst deine Marke zugleich.
Wie Regina Steiner betont: „Barrierefreiheit ist nicht nur Pflicht – sie ist eine Chance zur inklusiven Kommunikation.“
Ob Websites, Formulare oder Social Media: Wer verständlich kommuniziert, gewinnt Kunden und schafft Inklusion.
👉 Brauchst du Hilfe? – wlp. unterstützt bei Text-Checks und Schulungen.
Weiterführende Infos:
- Regina Steiner, wlp. – Expertise für Datenschutz und digitale Verständlichkeit.