UX-Writing: Die richtige Mikro-Kommunikation, um die User Experience zu transformieren
Warum Worte die heimlichen Stars im digitalen Produktdesign sind
UX Writing – also User Experience Writing – ist weit mehr als ein neuer Trend: Es ist ein unverzichtbares Element in digitalen Schnittstellen, das darüber entscheidet, ob eine Anwendung verständlich, freundlich und nutzbar ist. Gute UX-Texte sind Wegweiser für Nutzende, die sie intuitiv durch Websites und Apps führen.
UX-Writing ist weit mehr als das Schreiben von Texten. Es ist ein strategischer Prozess, der die Nutzererfahrung, die Markenwahrnehmung und letztendlich den Geschäftserfolg beeinflusst. In einer Welt, in der Nutzer sich nicht mehr mit verwirrenden digitalen Schnittstellen auseinandersetzen wollen, sind klare, prägnante und hilfsbereite Texte der Schlüssel zum Erfolg.
Durch die Einhaltung der Grundprinzipien und die Berücksichtigung von Best Practices schaffst du Produkte, die nicht nur funktionieren, sondern die Nutzer begeistern und eine echte Bindung aufbauen.
Der unsichtbare Held im digitalen Alltag ist die Sprache – und wer sie meistert, meistert die User Experience.
Was ist UX-Writing?
UX Writing umfasst alle kleinen Textstücke – sogenannte Microcopy – die User im Interface begegnen: Buttons, Fehlermeldungen, Hilfetexte, Labels, Hinweise, Chat-Inhalte. Diese Texte gestalten Navigation, Interaktion und wirken direkt auf Nutzerentscheidungen.
Beispiel statt „Fehler 404“:
„Hoppla! Diese Seite existiert nicht. Zurück zur Startseite?“
UX-Writing bedeutet, jedes Wort in deiner Oberfläche bewusst zu gestalten – von Buttons über Fehlermeldungen bis zum Onboarding. Es geht nicht um Werbetexte, sondern um klare, hilfsbereite Kommunikation, die deine Nutzer verstehen und lieben lernen.
UX-Writing vs. Copywriting: Klarheit vor Überzeugung
Während Copywriting darauf abzielt, durch überzeugende und werbliche Texte zu verkaufen, setzt UX-Writing auf Klarheit und Hilfestellung.
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Copywriting: Hat ein kommerzielles Ziel. Beispiele sind Slogans, Werbetexte oder Newsletter, die zum Kauf anregen sollen.
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UX-Writing: Hat ein funktionales Ziel. Es soll informieren, orientieren und Vertrauen schaffen. Beispiele sind Button-Beschriftungen wie "Jetzt kaufen" oder "Bestellung abschließen".
Das Webdesign Journal fasst dies treffend zusammen: "UX-Writing verbessert die Nutzerführung." Der Unterschied liegt also im Fokus: Copywriting konzentriert sich auf die Marke, UX-Writing auf den Nutzer.
Grundprinzipien des UX Writings
Aus den besten Praxisquellen und Fachbeiträgen lassen sich vier zentrale Prinzipien ableiten, die UX-Texte wirksam machen:
1. Klar und knapp
Nutzer scannen – schreib so, dass sie schnell verstehen, was zu tun ist.
Schwach: „Konfigurationsdatei konnte nicht geladen werden“
Stark: „Einstellungen fehlen. Bitte neu laden.“
2. Nützlich und handlungsorientiert
Jeder Text soll deinen Nutzern helfen, ein Ziel zu erreichen.
Schwach: „Submit“
Stark: „Kostenlos starten“
3. Konsistent
Verwende einheitliche Begriffe – heute „E-Mail“, morgen nicht „Email“.
4. Menschlich und empathisch
Sprich deine Nutzer freundlich und respektvoll an.
Schwach: „Ungültige Eingabe“
Stark: „Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.“
Zusätzlich ist Verständlichkeit bei Online-Lesen entscheidend: Menschen scannen Inhalte, überspringen Text oder verlassen Interfaces bei Frust schnell. UX Writing berücksichtigt dieses Verhalten: prägnant, klar priorisiert und auf den Punkt gebracht.
Anwendung in der Praxis für gelungenes UX Writing
Beispiel 1: Effiziente Fehlermeldungen
Anstelle einer nüchternen Meldung wie “Passwort
falsch” könnte ein empathischer UX-Text lauten:
„Oops, das Passwort stimmt nicht. Achte auf Groß‑/Kleinschreibung oder klicke auf
'Passwort vergessen'“.
Beispiel 2: Klar strukturierte Buttons
Statt „Absenden“ kann ein Button etwa heißen: „Angebot anfordern“ – direkter, spezifischer und zielorientierter.
Beispiel 3: Benutzerführung über Microcopy
Beim Onboarding eines Tools: „E-Mail eingeben, dann weiter – wir senden dir gleich einen Code.“ prägt den Ablauf effizient und verständlich.
Die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest


Praktische Beispiele und ihre Wirkung
UX-Writing ist keine graue Theorie, sondern zeigt seine Wirkung in der Praxis. Hier sind einige beeindruckende Beispiele von erfolgreichen Unternehmen:
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Mailchimp: Der High-Five-Moment. Mailchimp wusste, dass das Absenden eines E-Mail-Newsletters für viele Nutzer nervenaufreibend ist. Statt einer simplen Bestätigung wie „E-Mail wurde gesendet“, schufen sie einen positiven emotionalen Moment: Die Abbildung einer Hand, die bereit für ein High-Five ist, begleitet von der Nachricht „High-Five!“. Das beruhigt den Nutzer und macht aus einer einfachen Funktion ein positives Erlebnis.
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Duolingo: Ein Hauch von Humor. Die Sprachlern-App Duolingo nutzt spielerische und humorvolle Sprache, um Nutzer zu motivieren. Eine Erinnerung, die man vor dem Schließen der App erhält, lautet: „Warte, geh nicht! Dein letzter Streich hat einen Fehler!“ Das ist deutlich persönlicher und ansprechender als eine formelle Warnung.
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Netflix: Dialog statt Anweisung. Statt einem Befehl wie „Wähle ein Profil aus“ fragt Netflix höflich: „Wer schaut gerade?“ Dieser einfache Satz macht die Interaktion menschlicher und fühlt sich wie ein persönlicher Dialog an.
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Der 3-Millionen-Dollar-Button von Amazon. Ein klassisches Beispiel für die Macht der Worte: Amazon verlor Millionen von Dollar, weil Nutzer den Kaufprozess abbrachen. Der Grund war der Button „Registrieren und zur Kasse gehen“, der eine Verpflichtung andeutete. Die Lösung war denkbar einfach: Man änderte den Text in „Weiter“ und fügte eine Option für Gastkäufer hinzu. Der Umsatz stieg sofort massiv an. Ein einziges Wort machte den Unterschied.
Expertenmeinungen: Die Relevanz des UX-Writings
Was sagen die Profis zu diesem Thema? UX-Writer und Content-Strategen betonen, dass UX-Writing eine Schlüsselrolle in der Produktentwicklung spielt.
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Stefan von Gagern (OMR Reviews): „UX Copy ist ein Dialog zwischen Nutzerinnen und Software. Gib klare Anweisungen, was die Nutzerinnen als nächstes machen sollen.“ Er betont, dass UX-Writing Teamwork ist und eng mit Design und Entwicklung abgestimmt sein muss.
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German UPA: In ihrem Leitfaden für UX-Writing heben sie hervor, dass diese Disziplin ein integraler Bestandteil des UX-Designs ist. Sie definieren es als das „Produzieren, Evaluieren und Optimieren sämtlicher Texte, die Nutzer:innen durch interaktive Systeme leiten.“
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Joe and Melissa (The Story): Sie betonen, dass es beim UX-Writing nicht nur um Textreduktion geht, sondern darum, die Nutzbarkeit, Konsistenz und Verständlichkeit beizubehalten. Sie fassen es mit den Worten zusammen: „Je einfühlsamer, freundlicher, aufmerksamer, hilfsbereiter und sympathischer Sie also erscheinen, desto besser ist die Benutzererfahrung.“
Der Workflow im UX Writing: Wie entstehen wirksame UX-Texte?
- Früh im Prozess starten – Texte in Wireframes integrieren statt Platzhalter verwenden ("Lorem Ipsum"). Das macht Prototypen realistischer. Tubik Blog: Articles About Design
- Leseverhalten berücksichtigen – Inhalte so strukturieren, dass sie gescannt werden können (Typografie, Hierarchien, visuelle Hinweise).
- Formulierungen testen – A/B-Tests oder Nutzerfeedback zeigt, welche Microcopy performt.
- Styleguides entwickeln – definierter Sprachstil und Terminologie stärken Marken-Charakter und Konsistenz im Produktdesign.
Deine praktische Checkliste für sofort bessere Texte:
- Ersetze passive durch aktive Formulierungen.
- Vermeide Fachbegriffe – nutze die Sprache deiner Nutzer.
- Gib immer eine nächste Handlung vor („Zurück“, „Erneut versuchen“).
- Teste Texte mit echten Nutzern – verstehen sie sie?
Die Zukunft: UX-Writing mit KI und Personalisierung
UX Writing entwickelt sich von einer Nischendisziplin zu einem eigenen Karriereweg — sei es als Content Designer, UX Writer oder Produkttexter. Große Tech-Firmen wie Apple, Meta oder Shopify stellen gezielt UX-Texter ein.#
Auch Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine Rolle: Sie kann UX-Texter unterstützen, aber nicht ersetzen – denn Empathie, Kontextverständnis und strategische Kommunikation bleiben menschliche Stärken.
UX Writing ist essenziell für klare, benutzerfreundliche digitale Produkte. Es verbindet Sprache mit Design, Denken mit Empathie – und macht Interfaces nicht nur verständlich, sondern eben nutzbar.
Kleine Texte, große Wirkung:
UX-Writing ist kein Nice-to-have – es ist dein geheimer Wettbewerbsvorteil. Fang heute an: Überprüfe deine Buttons, Formulare und Fehlermeldungen. Mach sie klar, freundlich und hilfsbereit. Deine Nutzer werden es dir danken!
„Worte sind das unsichtbare UI. Sie können frustrieren oder begeistern – du hast die Wahl.“, so Daniel von wlp.
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